Mit dem gestrigen symbolischen Spatenstich hat der Bau der neuen Wasserstoff-Produktionsanlage auf dem rund 17.500 Quadratmeter großen Grundstück im Brainergy Park Jülich offiziell begonnen. Dieser Baustart stellt einen bedeutenden Meilenstein für den Kreis Düren auf seinem Weg zur Wasserstoffregion dar. Das Grundstück der zukünftigen Wasserstoff-Produktionsanlage liegt zwischen einer der größten Photovoltaikanlagen der Region. Der am Brainergy Park Jülich erzeugte Solarstrom wird zukünftig auch für die Wasserstoff-Produktionsanlage genutzt. Die Produktion von grünem Wasserstoff soll bereits im Herbst 2025 starten.
„Der gestrige Tag markiert einen wichtigen Schritt nach vorne. Wir als Kreis Düren möchten zeigen, dass es auch direkt vor Ort gelingt, grünen Wasserstoff zu produzieren, der regional verwertet wird. Ein Vorhaben, das sich nicht nur auf den Klimaschutz positiv auswirkt, sondern auch zeigt, dass wir als Braunkohleregion den Strukturwandel auch mit Hilfe von Wasserstoff erfolgreich bewältigen können und uns zukunftssicher aufstellen“, freut sich Landrat Wolfgang Spelthahn.
Die HyDN GmbH, die zu gleichen Teilen dem Kreis Düren und der Messer Industriegase GmbH (MIGG) gehört, betreibt die neue Produktionsanlage. Gegründet im Jahr 2022, hat sich HyDN zum Ziel gesetzt, die Anlage im Gewerbepark der Energiewende zu planen, zu errichten und zu betreiben.
„Wir freuen uns sehr, dass ein so innovatives Projekt wie die Wasserstoff-Produktionsanlage im Brainergy Park Jülich verwirklicht wird. Dies unterstreicht nicht nur die Bedeutung unserer Region für den Fortschritt in der Wasserstofftechnologie, sondern zeigt auch das enorme Innovationspotenzial, das hier vor Ort vorhanden ist. Der Brainergy Park Jülich deckt mit der HyDN GmbH das Thema Wasserstoff sowohl im industriellen Bereich als auch im Forschungs- und Technologietransfer durch das Helmholtz-Cluster für nachhaltige und infrastruktur-kompatible Wasserstoffwirtschaft ab“, sagt sich Frank Drewes, Geschäftsführer der Brainergy Park Jülich GmbH.
„Bei der Umsetzung des Projektes haben wir uns bewusst für lokale und regionale Partner entschieden. Nicht nur die Lieferanten der Produktionsanlage, auch der regenerative Strom sowie die Abnehmer des grünen Wasserstoffs sind weitgehend im Rheinischen Revier angesiedelt. Die Projektzusammenarbeit zwischen den Partnern läuft hervorragend, wir liegen im Zeitplan und werden voraussichtlich im Herbst 2025 grünen Wasserstoff produzieren“, betonen Anne Schüssler und Frank Hopfenbach als Geschäftsführer der HyDN GmbH.
Der erste grüne Wasserstoff, der mithilfe von erneuerbaren Energien hergestellt wird, soll vorrangig im Mobilitätsbereich eingesetzt werden. Künftig sollen nicht nur Brennstoffzellenbusse, sondern auch Autos und Züge betankt werden können. Derzeit sind im Kreis Düren fünf H2-Busse im Einsatz, die bereits im Großen Tal in Düren tanken können. Ende dieses Jahres wird die Busflotte um weitere 20 Fahrzeuge erweitert. Der Vorteil dieser Fahrzeuge: Sie stoßen umweltfreundlichen Wasserdampf statt schädlicher Gase aus.
Bei der Wasserstoffherstellung wird Wasser mittels Strom in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Die Anlage kann bis zu 180 Kilogramm Wasserstoff pro Stunde bei einer Leistung von zehn Megawatt produzieren. Zur Einordnung: Ein H2-Auto verbraucht im Schnitt ein Kilogramm Wasserstoff auf 100 Kilometern, ein Bus rund sechs Kilogramm auf 100 Kilometern. Mit dieser Leistung gehört die neue Produktionsanlage in Jülich zu den ersten ihrer Art in Deutschland, die in Betrieb gehen werden.
Die Unternehmen NEUMAN & ESSER sowie die Messer SE & Co. KGaA (Messer) sind mit der Realisierung des Projektes betraut. NEUMAN & ESSER liefert zwei NEA|HYTRON PEM Elektrolyseure zur Wasserstofferzeugung sowie zwei NEA|HOFER Membrankompressoren zur Verdichtung des Wasserstoffs. Messer ist für die Speicherung, Abfüllung und Qualitätskontrolle des gewonnenen Wasserstoffs zuständig.
„Für die Messer Industriegase ist dies ein weiteres wichtiges strategisches Projekt, denn neben der Herstellung von Luftgasen, wie Sauerstoff, Stickstoff und Argon werden wir ab 2025 auch direkten Zugriff auf grünen Wasserstoff haben. Messer ist nicht nur beim Engineering der Wasserstoffproduktionsanlage beteiligt, sondern wird langfristig den Betrieb der Anlage übernehmen sowie den grünen Wasserstoff vertreiben“, sagt Peter Laux, Geschäftsführer der Messer Industriegase.
„Die Idee der lokalen Wasserstoffproduktion hat uns sofort überzeugt und wir sind bereits seit langer Zeit im engen Austausch mit dem Kreis Düren und MESSER. Wir freuen uns sehr, als Generalunternehmer unser gesamtes Lösungsportfolio entlang der Wasserstoffwertschöpfungskette in dieses Projekt einbringen zu können – inklusive des 10 MW PEM Elektrolyseurs. Neben den für diese Anwendung üblichen Membranverdichtern setzen wir hier auch unsere trockenlaufenden Kolbenverdichter für 500 bar Enddruck ein. Der Kolbenverdichter ermöglicht deutlich größere Liefermengen bei gleichzeitiger Einhaltung der Wasserstoffreinheitsanforderungen. Die gesamte Anlage wird durch unser digitales XPLORE System überwacht und optimal im Betrieb gehalten“, sagt Alexander Peters, Geschäftsführender Gesellschafter von NEUMAN & ESSER.
Der Bau der neuen Anlage wird durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit rund 14,7 Millionen Euro unterstützt. Dies geschieht im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff 2 (NIP 2). Die Gesamtinvestition beträgt rund 35 Millionen Euro.